6H Rennen Zandvoort

Fest zu meinem Kalender gehört mittlerweile das Rennwochenende in Zandvoort. Auch dieses Jahr sollte es wieder mit dem Team Rad am Ring an die Niederländische Küste zum 24h Rennen gehen. Da leider kurzfristig einige Fahrer ausgefallen sind, wurde in unserer Whatsapp-Gruppe gefragt, ob denn jemand Lust daran hätte, alleine das 6H Rennen zu fahren. Andreas und ich hatten sich dann direkt dafür gefunden und so stand dann fest, dass wir mit einem 4er Team und zwei 6 Stunden Fahrern an den Start gehen würden.

Freitags ging es dann recht früh mit vollgeladenem Auto los für mich und nach einem Zwischenstopp im Freizeitpark Drievliet bin ich noch viel zu früh in Zandvoort angekommen. Nachdem dort die Autos dann die Strecke freigemacht und eingeparkt hatten, konnten wir endlich unsere beiden Boxen beziehen. Da nicht alle die Strecke kannten, juckte es uns in den Beinen und wir sind noch eine gemütliche Runde in der angenehmen Abendluft gefahren.

Der nächste Morgen war dann leider erstmal nicht so motivierend für mich. Aufgewacht mit Kopfschmerzen und der Frage überhaupt starten zu können. Erstmal bin ich meinem Plan nachgegangen, hab ordentlich gefrühstückt und später auch die erste Flasche Ensure getrunken. Irgendwann war es dann soweit, und ohne weiter drüber nachzudenken hab ich mich umgezogen und es ging mit allen auf die Einführungsrunde und anschließender Aufstellung für den bekannten Le-Mans Start.

Ich stand also am Start und das erklärte Ziel war es, die 6 Stunden auf dem Rad zu sitzen und das mit möglichst wenig Support. Wenig Support aus dem Grund, weil ich mich immer mehr in Richtung Langstrecke entwickeln möchte, und dann auch nicht immer Support haben werde bei längeren Strecken. Deswegen habe ich den Transponder mit Kabelbindern an das Rad gemacht und konnte somit zwei 750ml Flaschen mitnehmen. In meiner Oberrohr-Tasche waren ausreichend Gels und Riegel von Dextro, mit denen ich schon bei vielen Events gut zurecht gekommen bin. Zusätzlich habe ich zwei weitere Flaschen vorbereitet, eine davon enthielt auch wieder Ensure.

Start. Die ersten zwei Stunden wollte ich einfach alle Gruppen mitgehen, die so da waren. Das lief auch recht gut und ich habe eine gute Gruppe mit drei anderen Fahrern gefunden. Durch sehr gute Zusammenarbeit konnten wir dann recht einfach zum Hauptfeld aufschließen. Schnell habe ich gemerkt, das es nicht das Tempo sein wird welches ich über die 6H fahren könnte, also hab ich es irgendwann ziehen lassen und mich auf andere kleinere Gruppen konzentriert. Da auch das irgendwann zu stressig für mich war, habe ich entschieden, konsequent nur noch mein eigenes Tempo zu fahren. Somit war ich dann viel alleine unterwegs. Der Wind war zum Glück nicht sehr stark an diesem Wochenende sodass ich trotzdem nicht zu viel Zeit verloren habe, aber dafür stressfrei und ohne Belastungsspitzen meine Runden drehen konnte.
Planmäßig habe ich die ersten zwei Flaschen etwa zur Hälfte des Rennens aufgebraucht und meine beiden fertigen Flaschen zu bekommen hat super funktioniert. Eine Runde nachdem ich Laura Bescheid gegeben habe, standen auch schon zwei vom Team in der Verpflegungszone und gaben sie mir an. Die Flasche mit dem Ensure stand als erstes auf dem Plan und gab spürbar Energie in die Beine.

Die letzte Stunden sollte dann nochmal richtig hart werden. Die Beine waren einfach leer. Jedes Mal über die immer höher werdenden Dünen zog einfach von Runde zu Runde mehr Energie aus meinen Beinen. Jedes Mal, wenn ich auch nur ein Bisschen zu viel von den Beinen gefordert habe, wurde ich mit Krämpfen belohnt. Andreas, der zweite 6H Fahrer, versuchte immer mich zu motivieren, bei ihm mitzufahren aber ich musste ihn deswegen leider immer ziehen lassen.
Runde um Runde sammelte ich die Kilometer und die Beine wurde schwerer und schwerer. Ganz egal, wie hart es wurde, war für mich einfach wichtig, dass ich trotzdem noch weiterfahren konnte. Ich sah, spürte und hörte das Rad arbeiten, und das gab mir die nötige Kraft, weiter zu machen, selbst wenn ich langsamer wurde. Nein, ein leichtes Rad und Carbon Laufräder machen mich nicht schneller, aber es motivierte mich, nicht aufzugeben.
Irgendwann war es dann aber endlich soweit, dass die letzte halbe Stunde gekommen war und dann ging für mich das Rechnen los. Ich wollte unbedingt kurz vor Ablauf der Zeit noch über die Ziellinie kommen damit ich eine Runde mehr fahren kann. Somit hatte ich noch drei anstrengende Runden vor mir, wurde aber damit belohnt, dass ich etwa 3 Minuten vor Schluss meine letzte Runde einläutete.

Diese ging ich dann nochmal recht gemütlich an und gab mir einen ersten Blick auf den Tacho. Etwa 180 km standen schon auf der Uhr und ich konnte sehr zufrieden finishen. Auch wenn ich weiß, dass es viele Fahrer gibt die über 6 Stunden schneller fahren können als ich, ist ein 30er Schnitt eine sehr gute Leistung für mich. Später, als ich meine Platzierung gesehen habe, wurde die harte Arbeit dann nochmal belohnt. 6. Platz! Damit hätte ich nicht gerechnet.

Nach dem Rennen habe ich erstmal ein paar Stunden Pause gemacht, gegessen und geschlafen. Sonnenbrand und komplett fertige Beine sorgten aber dafür das ich leider nicht mehr so viel gemacht habe. Soweit ich konnte habe ich dann noch bei unserem 24H Team mitgeholfen. Für mich eine komplett neue Erfahrung „schon“ nach 6 Stunden mit dem Rennen fertig zu sein und Nachts nicht mehr alle paar Stunden aufs Rad steigen zu müssen. Andreas konnte das 6 Stunden Rennen auf einem sehr guten dritten Platz beenden, während unser 24H Team auf einem ebenfalls guten 13.ten Platz landete!