Rennbericht: 24H Zandvoort 2016

BX5C5295

Die Vorbereitung
Es war mal wieder soweit. Nach einer eher mittelmäßigen Vorbereitung, dank dem Wetter der letzten Wochen, wurden Donnerstag Abend die ersten Dinge gepackt, alles an den beiden Rädern kontrolliert und einen Plan für Freitag geschmiedet. Morgens arbeiten, dann nach Hause und packen, warten bis meine Freundin zuhause ist, den Wohnungsschlüssel bei meinen Eltern abgeben und dann mit dem hoch vollem Auto die drei Stunden bis Zandvoort zur niederländischen Küste fahren. Soweit so gut, gegen 20 Uhr waren wir dann nach einer angenehmen Fahrt, mit teilweise sehr starken Regenschauern auch angekommen und konnten anfangen unsere Box einzurichten. Kurz nachdem wir angefangen haben die ersten Sachen auszuladen kamen dann auch schon die anderen Fahrer aus unserem Team an.

Dieses Jahr durften wir mit zwei Vierer Teams und zwei Einzelfahrern für Rad am Ring an den Start gehen.
Ich war dabei wieder im zweiten der beiden Vierer Teams und bei uns ist immer ganz klar, dass wir keine Ambitionen zum Treppchen haben sondern einfach das fahren was für uns machbar ist.

Nachdem wir dann alles ausgepackt, die Feldbetten aufgestellt und noch ein wenig gegessen haben war es dann auch schon soweit uns ins Bett zu legen und versuchen so viel Schlaf wie möglich vor dem Rennen mitzunehmen.

Samstag morgen war dann erstmal entspannt. Alle haben ausgeschlafen und gemütlich gefrühstückt. Die verbleibenden Fahrer sind noch angekommen und haben sich eingerichtet. Insgesamt war es das Übliche. Es wurde ausgiebig gefrühstückt. Einen Bäcker haben wir in der Nähe leider vergebens gesucht. Dinge wurden von A nach B und wieder zurück geräumt. Rad Klamotten wurden angezogen. In der Zwischenzeit sind die Team Kapitäne zum Renn Briefing gegangen. Da ich diesen Job schon die letzten zwei Jahre übernommen hatte war ich diesmal nicht unglücklich das jemand anderes diesen doch recht langweiligen Job übernehmen wollte. Irgendwann war es dann aber tatsächlich soweit, dass alle zusammen auf die Einführungsrunde gegangen sind. Da das Wetter schon morgens nicht so klar war und es lange nach Regen aussah haben wir dann doch noch recht plötzlich entschieden mit auf die  Einführungsrunde zu gehen.
Die Einführungsrunde ist in Zandvoort immer eine schöne entspannte Sache. Alle Teams gehen mit allen Fahrern zusammen auf die Strecke. Da in Zandvoort eine Runde nur ca 4,3 Km hat gibt es hier eine schöne Möglichkeit auch zusammen mit dem Team ein paar Minuten auf dem Rad zu verbringen.

Das Rennen
Nach der Einführungsrunde geht es dann immer sehr schnell. Die Fahrer welche nicht starten bringen schnell ihre Räder in die Box und der Start Fahrer stellt sich zum Le-Mans Start auf. Alle Fahrer auf die rechte Seite der Strecke, die Räder auf die andere und wenn es dann los geht versuchen alle möglichst schnell, zumindest so schnell wie es Radschuhe mit Cleats drunter eben zulassen, zu ihren Rädern zu laufen und das Rennen zu eröffnen.
Da ich aber als vierter Fahrer eingeplant war hatte ich noch ungefähr drei Stunden Zeit bis das Rennen für mich losging. Also nochmal hoch in die Box, Essen, umziehen und hoffen, dass alles gut funktionieren wird. Mittlerweile sah das Wetter wieder etwas besser aus, nachdem es in der Nacht und am Morgen geregnet hat war es jetzt nur noch bewölkt. Nur der Wind wurde von Stunde zu Stunde stärker. Das wurde uns dann nach der ersten Stunde auch von unserem Start Fahrer bestätigt. Speziell auf der Zielgerade und einer langen gerade in der Mitte der Strecke herrschte starker Gegenwind. Nachdem Fahrer 2 und 3 ihre Stints gedreht hatten ging es dann auch bald für mich los. Runter aus der Box, nochmal alles am Rad checken und gründlich warm fahren. Der Fahrer vor mir hatte eine gute Gruppe bekommen und meine Aufgabe war es diese nach dem Wechsel wieder einzuholen um dann locker das Tempo mitfahren zu können.
Nach dem warm fahren dann also in die Wechselzone und warten. An dieser Stelle sollte ich noch kurz erwähnen, dass die Zeitnahme in Zandvoort immer über einen Transponder in einer Trinkflasche funktioniert. Also muss man beim Wechsel darauf achten, die richtige Flasche weiterzugeben.
Es musste aber so kommen wie es kam, unser Fahrer hatte nicht mehr daran gedacht und wollte mir direkt die falsche Flasche rüber geben. Leicht panisch, die Gruppe im Augenwinkel vorbeifahren sehend, macht ich ihm also dann klar, dass ich doch gerne die andere Flasche haben würde und dann ging es auch nach einer gefühlten Ewigkeit los für mich. Die Gruppe hatte in der Zeit natürlich nicht auf mich gewartet und so hieß es direkt das Loch, vielleicht 150 m, wieder zu schließen und die Gruppe einzuholen. Also raus auf die Strecke einmal in der sogenannten Tarzan Bucht beschleunigen, den Rückenwind auf der folgenden Gerade ausnutzen, dann in eine enge links kurve, in der man sich so in die Kurve legt, dass man glaubt jeden Moment mit dem Pedal auf den Asphalt zu kommen. Nach dieser Kurve kommen die beiden Highlights der Strecke, zwei aufeinander folgenden Dünen. Zwei größere Bodenwellen über die man am Anfang der 24H noch gefühlt rüber rollt, welche später aber sehr schmerzhaft sein können. Irgendwo kurz hinter den Dünen hatte ich die Gruppe dann endlich eingeholt. Die Beine wurden auch schon spürbar schwerer und freuten sich jetzt erstmal auf etwas Erholung im Windschatten. Die restlichen Runden des Stints waren recht unspektakulär ich bin dann einige Runden mit der Gruppe gefahren und habe mich dann nach ungefähr einer Stunde auswechseln lassen.

Die nächsten Stunden waren dann geprägt vom ständigen Blick auf die Strecke. Das andere unserer beiden 4er Teams war noch sehr gut im Rennen mit an der Spitze, wir hatten die ersten Runden verloren aber bei uns ging es ja auch zum Glück nicht um eine bestimmte Position.
Die Pausen sind bei einem 4er Team relativ entspannt. Man hat ungefähr drei Stunden Zeit um sich etwas auszuruhen, genügend zu Essen (ganz wichtig!) und sich danach wieder fertig zu machen.
Wir konnten immer wieder einige Zeit in den großen Gruppen mitfahren, leider hatten wir oft aber auch keine Gruppe und mussten uns alleine gegen den Wind schlagen, was sehr viel Zeit und noch mehr Kraft kostet.

Mein erster Nacht Einsatz war um ca 23:30 und für mich mein absoluter Tiefpunkt im Rennen. Eigentlich hatte ich vor möglichst lange zu fahren damit die anderen etwas mehr Pause zur Verfügung haben. Ich bekam aber keine Gruppe und fand auch sonst kaum Fahrer mit denen ich zusammen fahren konnte. Letztlich war ich aber immer noch so schnell, dass mich auch die große Gruppe erst nach ungefähr 50 Minuten eingeholt hatte und da  waren meine Beine dann schon so Platt das ich da nicht mehr mitfahren konnte. Da die Rundenzeiten immer weiter nach oben gingen lies ich mich dann doch auswechseln und hoffen, dass der nächste Fahrer mehr Glück mit der Gruppe hat.

Der zweite meiner Nacht Einsätze war eigentlich schon nicht mehr in der Nacht sondern eher am Anfang der Dämmerung. Am Anfang brauchte ich das Licht noch aber gegen Ende war es vollkommen Nutzlos. Der Stint lief dann auch deutlich besser als der davor. Nicht nur das ich diesmal eine funktionierende Gruppe gefunden hatte ist es immer wieder ein sehr gutes Gefühl nach der langen Nacht eines 24h Rennens morgens in die Dämmerung zu fahren und zu sehen wie wieder alles hell wird und auch generell wieder mehr Leben auf und um die Strecke zu sehen ist. Das Wetter war über Nacht nicht unbedingt besser geworden. Immer wieder gab es kurze Regenschauer und weiterhin starken Wind jetzt am Morgen aber konnte man langsam sehen, dass es besser wird. Nach dem ich dann die Flasche an den nächsten Fahrer übergeben hatte wurde in der Box besprochen wie die letzten Stunden aussehen würden.
Wir hatten uns einige Möglichkeiten überlegt uns aber dann dafür entschieden weiter bei ca 60 Minuten pro Stint zu bleiben, einfach aus dem Grund da wir alle nicht mehr so wahnsinnig viel Lust hatten und das bedeutete, dass weniger Wechsel übrig waren. Für mich bedeutete das, dass ich noch genau einen Einsatz hatte und danach fertig war.

Der letzte Stint war dann nochmal erwartet hart. Ich konnte recht lange mit der großen Führungsgruppe fahren. In den flachen Abschnitten bin ich immer ohne größere Anstrengung nach vorne gefahren damit ich auf den, mittlerweile sehr schmerzhaften, Dünen einige Positionen verlieren konnte ohne den Anschluss an die Gruppe zu verlieren. Irgendwann spürte ich dann das meine Beine das Tempo trotzdem nicht mehr lange mitmachen würden und ich hab mit dem Fahrer aus Team 1 abgesprochen, dass wir den Wechsel zusammen machen würden. Geplant war, dass wir noch drei Runden zusammen in der Gruppe bleiben um dann am Ende in der letzten Kurve vorne aus dem Feld zu gehen um den folgenden Fahrern den Weg zur Gruppe zu vereinfachen.
Kurz danach kam aber alles anders. Vor mir ließ jemand einige Meter zwischen sich und die Gruppe entstehen und fuhr wieder ran. Ich war dann kurz im vollen Gegenwind und hab vielleicht eine Sekunde zu spät reagiert und hatte keine Chance mehr an die Gruppe ranzukommen. Wenige Meter reichten schon in Verbindung mit den ziemlich leeren Beinen aus um mich also aus dem Feld fallen zu lassen.
Die letzten Runden waren dann entsprechen hart und langsam aber irgendwann konnte ich dann endlich wechseln und war fertig. Also nach oben in die Box, etwas ausruhen und dann zu einer schönen heißen Dusche.

Kurz später war das Rennen dann auch durch. Wir sind auf einem guten 15.ten Platz gelandet und alle insgesamt sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Team 1 hatte leider einen Angriff aus der Führungsgruppe verpasst und landete letztendlich in der Top 10. Unsere beiden Einzelstarter haben sich extrem gut gehalten, als wir nach den ersten paar Stunden das Tempo kaum glauben konnten und gedacht hatten die beiden würden noch irgendwann einbrechen landeten sie am Ende auf Platz 1 und 2.

Nachdem wir alle zusammen noch eine letzte Runde gefahren sind, ging es dann ans packen und nach Hause fahren, was nach einem 24h Rennen und ungefähr einer Stunde Schlaf in der Nacht auch nochmal eine ordentliche Aufgabe ist.

Schlussendlich will ich diesen Platz hier wieder nutzen um einen riesen Dank an das Team Rad am Ring auszurichten dafür das wir jetzt zum dritten mal als Team 2 starten durften und ein anstrengendes aber sehr schönes Wochenende in Zandvoort verbringen konnten. Außerdem natürlich noch einen riesen Dank an unsere Boxencrew Jan-Philipp, Pia und Tanja! Jan Philipp und Pia haben sich darauf konzentriert uns mit allem zu versorgen was wir so gebraucht haben, während Tanja sich nahezu die vollen 24h an der Strecke darum gekümmert hat, dass alle Fahrer zur richtigen Zeit fertig in der Wechselzone stehen.