Rad am Ring 2014

Pre-Race

Es ist Freitag Morgen. Wir stehen samt Mietwagen in meiner Einfahrt und haben es gerade so geschafft alles in den Kofferraum zu laden. Der Mietwagen ist zwar kleiner als gedacht (ein Kia Carens) ist aber sonst perfekt ausgestattet für die Fahrt zum Nürburgring. Nachdem das Navi uns umständlich zur Nordschleife navigiert hat waren wir trotzdem noch sehr pünktlich vor Ort. Die Mitarbeiter hatten leider weniger Ahnung vom Ablauf. Trotzdem sind wir gegen deren Anordnung schon bis zum richtigen Parkplatz vor gefahren und haben dort die restliche Stunde bis zur Öffnung des Fahrerlagers gewartet, immerhin waren wir ja nicht zum ersten mal dort.
Pünktlich konnten wir so in das Fahrerlager einfahren und unsere Box beziehen. Besser ausgerüstet als in den Jahren zuvor waren wir jedenfalls. Erfahrung macht sich bei 24H Rennen bezahlt! Dieses Jahr hatte wir nicht nur an Kleiderbügel zum trocknen der Trikots gedacht (die wir in der Regenschlacht letztes Jahr natürlich vergessen hatten) sondern hatten noch ein Kochfeld, einen Laptop zur Zeitmessung und Funkgeräte zur besseren Kommunikation dabei. Für nächstes Jahr wissen wir jetzt, dass die Kommunikation über Funkgeräte so gut funktioniert, dass wir den Laptop auch hätten weglassen können.
Auf dem Laptop hatten wir ein Excel Tool laufen mit dem wir unsere wechsel Strategie besser im Blick halten konnten. Das beste Feature des Tools ist allerdings, dass man eine Prognose bekommt zu welcher Zeit der aktuelle Fahrer zum wechsel wieder reinkommt. Gerade für unsere Ein-Frau-Boxencrew sollte dies eine riesen Erleichterung sein. Da wir aber die Funkgeräte dabei hatten konnten wir immer ab der Start-Ziel Gerade einfach kurz durchfunken und der wartende Fahrer hatte dann immer noch genug Zeit um sich fertig zu machen.
Eine weitere Neuerung dieses Jahr war, dass wir eine Rolle zum Ausfahren dabei hatten. Also nach jeder Runde ging es für 5 bis 10 Minuten auf die Rolle um bei einer hohen Kadenz ohne viel Druck das restliche Laktat aus den beanspruchten Muskeln zu spülen.
Nach dem aufbauen haben wir uns noch die Taktik geeinigt. Philipp wollte den Start fahren und dann haben wir uns vorgenommen tagsüber nach jeder Runde und Nachts nach jeder zweiten Runde zu wechseln.

 

Race-Day

Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir zur Fahrerbesprechung gegangen. Dort haben wir noch Joas getroffen. Später auf dem Weg sind uns dann noch Christian und Markus vom Velohome Podcast entgegen gekommen. Sehr schön endlich mal einige Menschen hinter den Twitter Namen kennen zulernen.
Danach ging es auch schon in die direkte Rennvorbereitung. Philipp machte sich auf den Weg in die Startaufstellung und ich machte mich allmählich fertig für meine erste Runde.
Der erste Wechsel verlief dann direkt erstmal nicht so gut. Das Funkgerät von Philipp hatte nicht funktioniert und so stand noch niemand draußen bereit. Wenigstens war ich schon fertig umgezogen. Also schnell raus. Transponderflasche einstecken und raus auf die Nordschleife.
Boxengasse raus, Links, Rechts, kleine Welle überfahren, Links runter in den Hatzenbach und erstmal den Speed genießen. Der Tacho geht hoch, 40, 50, 60 70km/h, dann die Welle am Flugplatz wegtreten (in den ersten Runden merkt man die ja kaum…) und wieder die Abfahrt genießen. Irgendwann den Rechtsbogen zur Fuchsröhre fahren, klein machen und gegenüber die Steigung hochrollen. Dann einige langsamere Abschnitte treten und ab der Spiegelkurve wieder auf den Lenker legen und durch die dreifach-rechts jagen. Vor Wehrseifen dann das erste mal kurz anbremsen und danach Ex-Mühle hoch, oder wie ich es gerne nenne der “Kettenspringerberg”. Nirgendwo sonst sieht man so oft Rennradler stehen, die sich verschaltet haben oder deren Kette abgesprungen ist. Ab hier heißt es dann Rhythmus finden und bis zur Hohen-Acht hochfahren. Danach hat man es dann eigentlich schon geschafft, nur noch den letzten welligen Streckenteil wegtreten, hoffen auf der Döttinger Höhe eine passende Gruppe zu finden und dann noch die 5 Minuten der GP-Strecke bewältigen. Dabei natürlich nicht vergessen auf Start/Ziel zu funken, dass man gleich an der Box steht und gerne den Transponder loswerden würde.
Endlich fällt die Anspannung vor dem Rennen, endlich durfte man wieder durch die Nordschleife fahren, jetzt heißt es regenerieren, der nächste Stint kommt früher als einem lieb ist.
Meine Strategie zwischen den Stints war diesmal so, dass ich mich immer noch kurz auf die Rolle gesetzt habe und danach habe ich mich entweder von unserem Physio-Team durchkneten lassen, habe etwas gegessen oder mich einfach nur auf mein Bett gelegt und entspannt. In den letzten Jahren, als ich noch im 4er Team unterwegs war, blieb dafür deutlich mehr Zeit. Gemütlich zu Subway laufen oder einfach mal eine halbe Stunde die Atmosphäre an der Strecke genießen waren dieses Jahr nicht mehr drin. Die Zeit zwischen den Stints verging wie im Flug. Kaum war man von der letzten Runde etwas heruntergekommen, ging es auch schon wieder raus auf die Strecke.
Bis zur ersten Doppelrunde, die ich fahren sollte, lief alles perfekt nach Plan und wir standen zwischenzeitlich auf Platz 53. Als ich nach der ersten Runde des Doppelstints dann zum Flaschen nachfüllen rein kam merkte ich aber schon das ich ziemlich fertig war und die zweite Runde sehr hart werden wird. Genauso kam es dann auch und ich konnte die zweite Runde nur sehr schwer beenden, brauchte 1:20h und kam völlig entkräftet wieder in der Box an. Mir war direkt klar, dass ich mehr als 2 Stunden Pause brauchen würde und habe mich direkt hingelegt und etwas geschlafen. Nach ca. 5 Stunden wurde ich dann wieder wach als Philipp gerade wieder auf eine Runde ging und habe erfahren, dass er nach seinem Doppelstint auch erstmal fertig war. Da er aber etwas früher wach geworden ist, fuhr er wieder als erstes.
Mir ging es zwar soweit wieder ganz gut, aber die Luft war erstmal raus. Ich bin dann auf eine lockere Runde mit meiner Freundin gegangen um dann kurz vor Ende die letzte Runde mit Philipp zusammen zu fahren.
Am Ende hatten wir dann 17 gewertete Runden und sind damit auf Platz 77 gesamt und Platz 13 in der Altersklasse gelandet. Ich selbst bin davon 8 Runden gefahren.
Mit der Leistung sind wir für unser 2er Team Debüt recht zufrieden. Klar es hätte besser laufen können, wenn wir die Nacht hätten durchfahren können, Aber viel wichtiger ist meiner Meinung nach, dass es auch hätte viel viel schlechter laufen können.
Was die Taktik angeht haben wir also gelernt, dass man einen Doppel-Stint Nachts nicht so einfach wegsteckt und sich besser darauf vorbereiten muss.
Das Ziel für nächstes Jahr steht fest! Durchfahren und Top 10 in der Altersklasse! Wir kommen jedenfalls wieder!